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Wednesday, February 26, 2014

"Buon Compleanno Marisa!" by Jochen Kulmer



Mit André Schneider hatte ich zwar seit längerer Zeit Kontakt wegen Marisa Mell und auch er konnte mir auch nur sagen, dass er relativ kurzfristig von Freunden und Kollegen von Marisa nach Graz eingeladen wurde, die am Tag ihres 75. Geburtstages im Grazer Grand Café Kaiserfeld eine kleine Feier veranstalten wollen. Als ich gestern um 19:45 ins Kaiserfeld ging, wusste ich daher auch nicht so recht, was mich tatsächlich erwarten würde und irgendwie war ich auch froh, dass ich beim Eingang gleich einmal auf André getroffen bin, der sich auch prompt als äußerst sympathischer Zeitgenosse entpuppte.

Zu meiner Überraschung war der große Bar-Bereich des Café Kaiserfeld bereits mehr als nur gut gefüllt und es hatten sich vor Veranstaltungsbeginn so um die hundert Leute versammelt, wobei der Altersdurchschnitt relativ hoch war, was aber daran lag, dass sich viele Freunde und Bekannte der 1992 in Wien verstorbenen Marisa eingefunden hatten, die auch wenige Minuten später bereits gebannt der Lesung von Andre Schneider lauschten, die von einem tonlosen Zusammenschnitt einiger ihrer prägnantesten Auftritte untermalt wurden.

André las drei längere Stellen aus seiner noch immer sehr empfehlenswerten Biografie „Die Feuerblume“ und zeichnete u.a. ihren Werdegang von der Grazer Schauspielschule Gaudernak, über das renommierte Max-Reinhard-Seminar, ihren ersten Engagement bis hin zu ihren größten Erfolgen in Italien nach und beschäftigte sich auch kurz mit den Jahren, in denen es dann nicht mehr so gut lief und die Schauspielerin wieder nach Österreich zurückkehrte. Außerdem sprach er über ihre Rollen in spanischen Filme und beleuchtete zu meiner Freude auch die Produktionsbedingungen von Mario Bavas „Danger: Diabolik“, in der Mell als Eva Kant für Genre-Fans unsterblich wurde.

Danach gab es Pasta nach Marisa Mells Rezept, in einer scharfen und milden Variante, die seinerzeit in ganz Rom berühmt waren und auch an diesem Abend bei den Besuchern sehr gut ankamen. Während ich mit André plauderte kamen immer wieder Leute zum Tisch, die von dem generösen und liebevollen Wesen Marisa sprachen und sich jeder für sich sehr positiv an die Schauspielerin erinnerten. Besonders schön war es für mich, in welcher liebevollen und respektvollen Art über Marisa gesprochen wurde und sich so nicht nur ein wunderbares Gesamtbild ergab, sondern sich auch einige tragischen Details relativierten, die ich bislang über ihre letzte Phase ihres Lebens gehört hatte.

Auch André war offensichtlich sehr von der Stadt und der Grazer Gastfreundschaft angetan und hat durch den Kontakt zu ihren Freunden und den ganzen Anekdoten wohl genug Stoff für ein neues Buch über die österreichische Künstlerin. Dass sich viele von Marisas Freunden beim Abschied nochmals persönlich für seine Texte und den schönen Abend bei ihm bedankten, ist wohl auch das Schönste, das ein Biograf erleben kann und auch den Veranstaltern zu verdanken, die hier kurzfristig ein schönes und unvergessliches Event organisiert hatten.

Was hier an diesem Abend nach all den Jahren des Vergessens an schönen Erinnerungen an Marisa mobilisiert wurde, ist als Fan natürlich ein absoluter Traum und dass im Herbst eine Retrospektive und weitere Aktionen geplant sind, ist in einer Stadt, in der die Politik Marissa längst vergessen hat und in einem Land, in dem auch die meisten ihrer Filme nicht frei erhältlich sind, ein guter Anfang. Dass sich dank einer Handvoll engagierter Leute die Menschen von Graz wieder gut und gerne an Marisa erinnern lässt Hoffnung schöpfen, dass die international wesentlich mehr beachtete Schauspielerin vielleicht auch in ihrem Geburtsort irgendwann einmal entsprechende Würdigung widerfährt.

PS: Dass aus André zweimal ein Rene geworden ist, wird Herr Schneider den Grazern und der Stadt, die sich an zwei Tagen mit schönsten Sonnenschein gezeigt hat, wohl hoffentlich verzeihen 

Jochen Kulmer aus Graz (Österreich)

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